november 1998

Didi Neidhart
gehört

RIDDIM ATTACKS

Das stetig anhaltende Einfließen von Dub-Techniken in alle möglichen Spielarten (neuer) elektronischer Musik, zieht logischerweise eine immer stärker werdende Hinwendung zu anderen, nicht alleinig dem Dub verpflichteten Reggae-Styles nach sich. An soundästhetischen Errungenschaften gibt es im jamaikanischen Reggae der 70er sowieso mehr als genug zu entdecken und an diesbezüglich gut zusammengestellten Samplern mangelt es im Moment zum Glück auch nicht. So versteht sich RIDING THE ROOTS CHARIOT (Pressure Sounds) nicht nur als Hommage an den legendären Producer Derrick Harriott. Seine stark von Soul und Funk beeinflußten Arbeiten (u. a. für und mit Big Youth, I Roy, Dennis Brown, U Roy, Augustus Pablo) zeigen auch wie weit der Begriff Reggae dehnbar ist, steht einmal das Riddim-Grundgerüst in Form einer hypnotisch groovenden Drum & Bass-Kombination. Zudem dürfte sein »Stop That Train«-Riddim via Hitparade und/oder »The Harder They Come« wohlbekannt sein. Ganz frühe, rauh abgemischte Dubs gibt es hingegen auf »Forward The Bass - Dub From Randy's 1972 - 1975« (Blood & Fire) der IMPACT ALL STARS (u. a. mit baldigen Stars wie Sly Dunbar, Augustus Pablo). Großartig relaxte, mitunter in psychedelische Funk-Regionen gemixte Dubs, von denen jedoch der Hammertrack »Extraordinary Version« mit seinen Prä-Scratch/Sampling-Tonbandmanipulationen wohl dem Dub-Wahnsinn der 70er eine neue Krone aufsetzt. Ebenso essentiell JOSEPH COTTONs »Dancehall Days 1976 - 1984« (Moll-Selekta). Cotton, legendärer DJ und Toasting-Pionier, führt hier mit seiner rauhen und äußerst eindringlichen Stimme, mit der er sich nicht selten auch gegen die hier vertretenen klassischen Riddims stellt, gleichsam von Rock Steady über Reggae bis hin zu frühen Dancehall-Styles. Heavy Roots-Stuff.