dezember 1998

Didi Neidhart
zu gast

subnet

Alternative Netzzugänge

Auch wenn der zunehmender Einfluß des Internets (ca. 100% Zuwachs der BenutzerInnenzahl alle sechs Monate) als globales Kommunikations- und Informationsmedium nicht mehr von der Hand zu weisen ist, stellen nicht nur die Schlagwörter des digitalen Zeitalters (Internet, E-Mail, Cyberspace, WorldWideWeb, Virtual Reality) für viele immer noch ein spanisches Dorf dar. Die Gründe dafür sind vielfältig und nicht immer auf Skepsis bzw. Technikfeindlichkeit zurückzuführen. In der allgemeinen »digitalen Goldgräberstimmung« geht es vor allem um das schnelle Geld. Auch wird das Internet vor allem durch Lobbys aus Technik, Wirtschaft sowie Militär und deren Interessen bestimmt.

Um diesen Tendenzen entgegenzuwirken wird ab Anfang 1999 der Verein »subnet - Salzburger Plattform für Medienkunst und experimentelle Technologien« in der ARGE Nonntal seine Zelte aufschlagen. Für subnet ist ein digitales Netz »ohne öffentliche Schnitstelle zu Kunst & Kultur auf mittlere Sicht nicht überlebensfähig«, da entscheidende Freiräume zur Formierung virtueller Communities fehlen würden. Gerade in Salzburg mangle es an »kulturellen Komponenten in der Telekommunikation«. Mit der Einrichtung und Bereitstellung eines geeigneten technologischen und infrastrukturellen Rahmens durch subnet im Kulturgelände Nonntal soll dem entgegengearbeitet werden. Doch geht es nicht nur um die »Förderung salzburgweiter und internationaler Kommunikation zwischen Kunst- und Kulturschaffenden«. Durch freien Zugang zum Internet soll auch der öffentliche Diskurs zum Thema angekurbelt werden.

»Wir wollen nicht nur um die Online-Community ansprechen, sondern medientheoretische Diskussionen abseits kleiner Kreise von Netz-Freaks ermöglichen. subnet soll eine Art Netzzugang für die alternative Szene sein, die wir anregen und aktiv unterstützen wollen. Sei es um komplexere Projekte realisieren zu können, ohne sich weiter als gewünscht mit technischen Details der Realisierung auseinandersetzen zu müssen, sei es um gemeinsame Projekte zu entwickeln oder einfach nur deshalb, um kleineren Initiativen die Möglichkeit zu bieten, im Internet präsent zu sein.«

Wobei darunter nicht nur reine Repräsentationen der jeweiligen Kunstprojekte (z. B. Veranstaltungstermine) gemeint sind. »Wir definieren uns als offener, nichtkommerzieller Anbieter, der im Internet bewußt als Sender von Informationen auftritt. Unser Serviceangebot besteht in der Weitergabe von technischem Know-how. Deshalb sind aktive Rezipienten und RezipientInnen gefragt, die eigene Ideen haben und sich mit dem Internet auseinandersetzen wollen. Es geht darum, Technik als Werkzeug zu verwenden, kritisch zu hinterfragen und künstlerisch zu nutzen. Wir wollen nicht bevormunden, sondern die Medien-Kompetenz des einzelnen forcieren.«

Zusätzlich sind Symposien (z. B. über »digitale Menschenrechte«), Diskussionen, Veranstaltungen, Workshops sowie eine regelmäßige Rubrik für den »kunstfehler« geplant. Dazu subnet: »Medien-Kompetenz heißt auch Problemforschung und Analyse. Wir können z.B. den Begriff Global Village nicht mehr hören. Das ist ein Schmarren. Diesen für alle freien Zugang zum Netz, der angeblich für Demokratisierung sorgen soll, gibt es de facto nicht. Ganz im Gegenteil. Es gibt neue Abhängigkeiten. Die meisten Net-User sind weiß, männlich, verdienen gut und wohnen in den USA und Europa. Diese Leute dominieren das Internet und definieren es daher auch.«

http://www.subnet.at