dezember 1998

Thomas Neuhold

Eine Grüne Kandidatin

Die ehemalige Vorsitzende der ARGE-Rainberg, Silvia Kronberger, wird Gemeinderätin

Politische Karrieren gehen oft verschlungene Wege. In der Ära Kreisky war Silvia Kronberger, die damals noch Auer hieß, Mitglied der SPÖ. Die in Linz 1954 als Tochter eines VOEST-Arbeiters Geborene sagt selbst von sich, sie habe eine »rote Geschichte«. Und sie macht im »kunstfehler«-Gespräch auch keinen Hehl daraus, auf Landesebene heute noch SP-Klubchefin Gabi Burgstaller »Sympathie« entgegenzubringen. Dann kam Zwentendorf und die Ökologiebewegung, von der sie wesentlich beeinflußt worden sei. Und schließlich wandelte sich für sie »die Frauenfrage vom Neben- zu Hauptwiderspruch«: Heute bezeichnet sie sich selbst als »Feministin«.

Mitte der 80er Jahre war die Lehrerin Kronberger dann lange Jahre - abwechselnd mit dem Salzburger Psychologen Bernhard Handlbauer - Vorsitzende der ARGE-Rainberg, beziehungsweise in der Aufbauphase auch Vorsitzende der heutigen »ARGE Kulturgelände Nonntal«. Vor zehn Jahren etwa hat sie sich dann aus der Kulturszene zurückgezogen. Derzeit arbeitet die ehemalige Sozialdemokratin als Kultursoziologin an der Uni Salzburg - befindet sich aber nach der Geburt ihres dritten Kindes noch in Karenz.

Seit 8. Oktober ist die politisch bis hierhin außerparlamentarische Biographie Kronbergers um eine wichtige Eintragung reicher. Mit 62 von 71 abgegebenen Stimmen wurde sie von der Stadtversammlung der Bürgerliste auf den vierten Listenplatz für die kommenden Gemeinderatswahlen gewählt. Damit ist sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ab dem Abend des 7. März Grüne Gemeinderätin in der Landeshauptstadt.

Politische Vorsicht

Was will sie mit ihrem Mandat anfangen? Auf die Frage nach ihren politischen Plänen kommen Kronbergers Antworten zögerlich, ja zaghaft. Sie weiß, daß sie sich als »Frischling« auf dünnem Eis befindet. Zuallererst einmal müsse sie sich »kundig machen«.

Jedenfalls will sie sich für die freie Kulturszene und den soziokulturellen, »grenzüberschreitenden« Sektor einsetzen. Zur Umsetzung schwebt ihr ein »aus der Szene« gebildeter »kulturpolitischer Think Tank’« vor, der die inhaltliche Aufbereitung für ein gemeinsam erarbeitetes Grünes Kulturkonzept leiste. Es gehe nicht zuletzt darum, »Stolz auf die heimischen Künstler zu entwickeln«. Vor allem in der bildenden Kunst habe Salzburg großen Nachholbedarf. Und sie will dafür aktiv werden, daß der Zugang zu Kunstproduktionen, zum Kunstkonsum nicht nur für Eliten selbstverständlich sei.

Und was will die Feministin Kronberger im Stadtparlament? »Sichtbar machen, daß jedes gesellschaftliche Thema geschlechtsspezifisch unterschiedliche Interessenslagen hat. Der bis jetzt ‘un-erhörte’ - im doppelten Sinn des Wortes - Teil der Gesellschaft soll zu Wort kommen.« Zum Beispiel wolle sie dazu beitragen, daß Frauen in Spitzenpositionen stärker vertreten seien. Vorstellen könne sie sich auch, in den »harten Ausschüssen« wie etwa im Verkehrs- und Planungsausschuß Frauenanliegen umzusetzen.

Fraktionelle Loyalität

Weniger vorsichtig ist sie bei Fragen nach der eigenen Partei. Denn über ihre Loyalität zur Fraktion scheint sie sich ganz sicher. Fragt man Kronberger etwa nach dem umstrittenen Bürgerlistenkandidaten Werner Salmen, der auf Platz fünf ebenfalls ein ziemlich sicheres Mandat hat, dann wird ihre Argumentation energisch: Die Bürgerliste sei eine »breite Bewegung«, die bewußt »die Kaufleuteschicht« mitgenommen habe. Auch Salmens Forderung, gegen Jugendliche in der Linzergasse mit privaten Wachdiensten vorzugehen, ist für sie nach den bisher erhaltenen Erklärungen akzeptabel. Der Apotheker habe als Obmann der »Rechten Altstadt« so nur Schlimmeres verhindert und die Radikalen in den eigenen Reihen besänftigt. Und im übrigen sei das auch »vor meiner Zeit« gewesen.

Einen Konflikt zwischen der Fraktion und Salmens - Funktion als Kaufleute-Obmann sieht sie nicht. Und wenn doch? »In diesem Fall würde er seine Funktion in der Rechten Altstadt zurücklegen. Er wird nicht auf zwei Kirtagen tanzen, nehme ich an«, streut Kronberger ihrem Parteifreund Blumen.

Wir dürfen gespannt sein.