dezember 1998

an uns

LeserInnenbriefe

Zu Claus Tröger/kf November

Stellungnahme

Eine einseitige Berichterstattung war bisher dem Salzburger Kleinformat vorbehalten gewesen; dies dürfte sich numehr - was ich sehr bedaure - geändert haben...

Zum Faktum:

In der Ausgabe des von mir bisher sehr geschätzten »kunstfehlers« (Nov. 98) werde ich von seiten eines mir nicht (da Artikel nicht gekennzeichnet) bekannten Redakteurs massiv angegriffen. Unabhängig des »unterste Schubladen-Stils« dieses Artikels ist es mir ein Anliegen, die Fakten darzustellen, und ich ersuche gleichzeitig um vollständige Wiedergabe meiner Ausführung in der nächsten Ausgabe.

Faktum ist, daß ich mich als ehemaliges Gründungsmitglied des Dachverbandes Salzburger Kulturstätten trotz deklarierter Meinungsverschiedenheiten immer wieder zu diesem Zusammenschluß bekannt habe.

Faktum ist auch, daß sich der Dachverband für die Erhaltung des Theaters Metropolis im heurigen Frühjahr eingesetzt hat. Ein Umstand, der einem anderen Mitglied in gleichem Umfang aber auch zugekommen wäre, denn wozu sonst gäbe es denn einen Dachverband...? Ein »Nichtauseinanderdividieren« in Krisenzeiten schafft Basis für ein »Überleben« aller. Dankbarkeit für erbrachte Solidarität sollte hier eher dem nüchternen Umstand der zielführenden Auseinandersetzung mit einer Kulturpolitik weichen. Wie dünn das Netz dazu in den vergangenen Jahren war, wissen wir alle ausreichend. Warum also jetzt eine »Verurteilung« dessen, was der Vorstand des Dachverbandes vor wenigen Monaten noch verteidigt hat? Wozu also dieser niveaulose Artikel?

Faktum ist, daß ich als damaliger Vertreter des Vereins nach außen (ab 18. März 1998 die Theaterleitung - also wir), niemals eine Beendigung der Mitgliedschaft zum Dachverband unsererseits erklärt haben. Im Jänner dieses Jahres, anläßlich einer Haupversammlung des Dachverbandes, hat der Betriebsverein Kleines Theater deklariert, daß er aus bekannten finanziellen Engpaß-Gründen einer Erhöhung des Jahresmitgliedsbeitrages um die Hälfte von ATS 24.000,— auf ATS 36.000,— innerhalb eines laufendes Budgetjahres nicht zustimmern kann. Mit dem Hinweis auf Verständnis bzw. Lösungssuche akzeptierte dies der DV-Vorstand. Bis zum 15.10.1998. Da nun erreichte uns ein Schreiben, in dem uns erklärt wurde, daß auf die Erhöhung des Beitrages bestanden werden müßte.

Standpunkt gegen Standpunkt also. Patt-Stellung? Warum?

Der Vorstand der DV hat uns bis dato trotz hinlänglich bekannter finanzieller Notlage keine Alternative angeboten.

Warum eigentlich nicht? Wenn eine Mitgliedschaft unserer Einrichtung dem Dachverband-Vorstand wichtig wäre, hätte man sich doch zu einer Lösungssuche zusammensetzen können? Statt dessen drohte man uns mit dem Anwalt...

Es ist schon eine besondere Welt - diese Welt! Besonders wenn Mechanismen übernommen werden, um untereinander Positionen zu deklarieren, die man als »Nicht-schwindelfreier ohne Netz« bei seinem »Feindbild« verurteilt.

Claus Tröger, Salzburg

P.S.: Was meine angebliche Angst um den Job betrifft: Diesen habe ich bereits Anfang dieses Jahres meinem Vorstand zur Verfügung gestellt. Mein Rücktritt wurde von diesem nicht angenommen. Der Vorstand des Betriebsvereins Kleines Theater hat sich geschlossen hinter mich gestellt.

»Sissy« am Bahnhofsvorplatz?

Als Kulturausschußvorsitzender habe ich 1986 gegen alle Widerstände einen Beschluß zustande gebracht, daß bei Neugestaltung des Platzes ein Mahnmal über die völlige Entrechtung des Menschen in der NS-Zeit errichtet wird. Die Gegend um Salzburg wurde vom NS-Regime als »Alpenfestung« bezeichnet und diente Hitler (Obersalzberg), Himmler (Trappvilla) und Rippentrop (Schloß Kleßheim) als Sommersitz. Für Salzburg ist daher ein Erinnerungsmahnmal gegen die Verbrechen der NS-Zeit angebracht und sinnvoll. Zu der Argumentation, die »Sissy-Statue« gehört wieder auf den Bahnhofsvorplatz: Das Bahnhofsgebäude, der Vorplatz und das alte Hotel Europa samt Park waren Ende des 19. Jahrhunderts eine architektonische und städtebauliche Meisterleistung. Heute ist es das Gegenteil. Bombentreffer und vor allem die wüste Zubetonierung durch Wiener und Salzburger Baulöwen (siehe Zyla-Turm) haben diesen Standort zum häßlichsten Bahnhof Europas gemacht. Der architektonische Schaden ist irreparabel, außer man würde das ganze Viertel abreißen. Was soll also dort diese klassische Statue. Sie soll in Hellbrunn bleiben, dort paßt sie hin.

PS.: Eine Gedächnisstütze für den Redakteur Neuhold zu seinen permanenten Angriffen gegen meine Person. Fartacek und ich haben in den 20 Jahren Arbeit auf politischer Ebene alles getan, um die alternative Szene in Salzburg aufzubauen, u. a. Kulturgelände Nonntal, Rock- und Literaturhaus, Das Kino, Galerie 5020, dies ist alles dokumentiert. Rücksichtslose heutige Schuldenmacher, die damit das Aufgebaute gefährden, finden allerdings nicht meine Unterstützung. Den Kulturfond des Bundes (50 Millionen Schilling), ohne den verschiedene Kulturinstitutionen gar nicht existieren würden, habe ich nach 3-jähriger Vorarbeit 1990 als Parlamentsabge- ordneter mit einem Allparteienantrag durchgesetzt.

Herbert Fux, Salzburg