dezember 1998

kurzfehler

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Im Landeskulturbeirat herrscht Verstimmung über die Art, wie Beiratsgeschäftsführer Hans Berginz im Herbst die Neukonstituierung durchgezogen hatte. »Da ist was schiefgelaufen«, meinen viele Beiratsmitglieder; so auch die ehemalige Vorsitzende des Gremiums, Alexandra Weinberger. In einem Brief an die Kulturabteilung des Landes kritisiert sie, daß die Wahlkommission, der auch sie angehört, von der Nominierung einzelner Personen in diverse Beiratsfunktionen vom Kulturbeamten Berginz einfach übergangen wurde. Die Vorgangsweise entspreche nicht den gesetzlichen Anforderungen, so Weinberger.

Konkret geht es um die Zuordnung des Mediziners Hans Peter Kaserer zum Bereich Kunst und von Günther Signitzer (Bildungswerk) für die Erwachsenenbildung. Während Weinberger erst gar nicht informiert worden wäre, hätten andere Wahlkollegiumsmitglieder bei einem telephonischen Rundruf ihre Zustimmung zu den personellen Vorschlägen ausdrücklich von der Einstimmigkeit im Gremium abhängig gemacht beziehungsweise diese in der Annahme gegeben, daß wenigstens alle Mitglieder des Wahlgremiums an der Wahl auch beteiligt wären.

Die Klage gegen Karl-Markus Gauß durch 16 lustige Leute aus der Ö3-Redaktion (der »kunstfehler« berichtete) ist zurückgezogen worden. Die Affäre um den Ausspruch des Salzburger Autors, daß sich die Ö3-MitarbeiterInnen »aus den größten Deppen jedes Maturajahrgangs« rekrutieren, ist nicht bloß für den Geklagten glimpflich ausgegangen: Nachdem sich eine breite literarische und mediale Öffentlichkeit auf die Seite von Karl-Markus Gauß gestellt hatte, nahm Ö3-Chef Bogdan Roscic das Angebot des Autors an, Differenzen in demokratiewürdiger Form eines (vom Falter veröffentlichten) Streitgespräches auszutragen; so stehen die schmähgewaltigen Sprachrohre des Hitsenders nicht länger als die größten Petzen jedes Maturajahrgangs da.

28 oder 31 Prozent der SalzburgerInnen - je nach Definition - müssen laut einer Untersuchung der Salzburger Arbeiterkammer als »arm trotz Arbeit« eingestuft werden. Als »arm trotz Arbeit« gelten Menschen, die weniger als 50 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens verdienen (31 Prozent) oder, die weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Pro- Kopf-Verbrauches ausgeben können (28 Prozent). Die AK geht in ihrer Definition freilich noch weiter. Für sie leben Menschen, die aufgrund ihres Einkommens nicht aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können im »prekären Wohlstand«. In Salzburg sind das immerhin 61 Prozent der Lohnabhängigen.

Ein gewagter Ansatz, der wohl erst nach einem Rechenbeispiel klarer wird: Im Durchschnitt können Alleinverdiener in Salzburg, die mit einem Partner und einem Kind zusammenleben, monatlich 36.700 Schilling ausgeben. Nach Menschen - nicht nach Geldmengen - berechnet, können sich das freilich nur elf Prozent wirklich leisten. 89 Prozent der Drei-Personen-Haushalte können da nicht mit.

Das Kulturgelände Nonntal dürfte keine Probleme mit der Kontrolle durch das Kulturamt der Stadt Salzburg haben: Folgen die Beamten nämlich den von ihrem eigenen Amt herausgegebenen Kultur-Stadtplan, so werden sie anstelle des »multikulturellen Zentrums« eine Telefonzelle der Telekom finden. Viel Spaß beim Suchen!