dezember 1998

Didi Neidhart
gehört

SUN RA & HIS INTERGALACTIC RESEARCH ARKESTRA: Black Myth/Out In Space

Motor/Polygram

Für alle, die sich immer noch wundern, warum Sun Ra wohl zum meistgenannten Jazzmusiker im Zusammenhang mit neuesten Entwicklungen zwischen Elektronik, Drum&Bass, etc. geworden ist, gibt es jetzt wieder herrlichstes Studienmaterial. Denn die vorliegende 2-CD-Box beinhaltet nicht weniger als die kompletten Mitschnitte der ersten Deutschland-Gigs 1970 in Donaueschingen und Berlin (einst von Joachim Ernst Berendt arg geschnitten als »It's After The End Of The World« veröffentlicht). Schon komplett ausgerüstet mit elektronischem Equipment und vollentwickelter »Myth-Science« lösen hier Sun Ra und sein Intergalactic Space Arkestra Erschütterungen aus, die selbst knapp 30 Jahre später immer noch massivste Wirkungen zeitigen. Radikale »Energy Music«, deren Rhythmusgeflechte, Space-Drones und präzis gesetzte »Space-Chords« wie Dauerexplosionen in den Ohren klingen. Allein Sun Ras Moog-Solo bei »Out In Space« ist in Sphären angesiedelt, für die nicht einmal aktuelle Radikal-Elektronik den Schlüssel haben dürfte. Wie all dem die Krone aufzusetzen, schwenkt Sun Ra nach diesem abgespacten Freak-Out in Richtung Space-Chants bzw. Space-Gospels, bringt fast alle Hits (»Myth Versus Reality«, »Theme Of The Stargazers«, »We Travel The Spaceways«) und macht so - rückblickend betrachtet - einen (Free-)Jazz-Gig zu einer intergalaktischen Prä-HipHop-Party. Pflichtteil!!!