april 1999

zu gast

Universität als kulturelles Kapital

Das Salzburger Institut für Romanistik mischt eifrig im Salzburger Kulturleben mit

Nicht erst seit dem heurigen Pasolini- Schwerpunkt macht das Salzburger Institut für Romanistik mit Kulturprogrammen auf sich aufmerksam. Verantwortlich dafür zeichnet Univ.-Prof. Dr. Peter Kuon, der seit vier Jahren am Institut tätig ist. Im Kunstfehler-Gespräch beschreibt Prof. Kuon seine Aufgaben und seine Erfahrungen mit Salzburg.

»Die erste Aufgabe eines Professors für Literaturwissenschaften ist die eines Vermittlers. Unser Institut muß die romanische Kultur, die allein in Europa von Rumänien bis Portugal reicht, nach Österreich oder in den deutschsprachigen Raum vermitteln. Dabei befindet man sich schnell außerhalb der Uni. Das Institut ist dabei eigentlich sensationell: Wir haben z. B. drei funktionierende Theatergruppen, eine italienische, eine französische und eine spanische, die regelmäßig mit Produktionen an die Öffentlichkeit gehen. Es gibt kein Institut im deutschsprachigen Raum, das ähnliches leistet.«

Das Institut arbeitet bei seinen Programmen erstaunlich viel mit den Kulturstätten wie Literaturhaus oder ARGE Nonntal zusammen.

• Für das, was ich vorhabe, ist diese vielfältige Kleinstruktur in Salzburg ausgesprochen interessant. Dieser kleinkulturelle Bereich ist derart lebendig, daß man hier ohne weiteres über das ganze Jahr hinweg Transferleistungen aus den romanischen Ländern in das kulturelle Leben Salzburgs einbringen kann. Er bietet die Infrastruktur, die uns für eine Kontinuität der Vermittlung fehlt."

Welchen Eindruck hat Prof. Kuon, der aus Erlangen undMannheim nach Salzburg kam, von der Stadt?

• Salzburg ist von der Grundstruktur her konservativer. Das Positive daran: Die Geisteswissenschaftler fühlen sich in Salzburg durchwegs angenommen. Ich muß der Stadt und der Kulturpolitik der Stadt allerdings den Vorwurf machen, daß man viel zu wenig begreift, welches Kapital diese Universität ist. Man sollte diese sehr lebendige Kulturkompetenz viel stärker in Aktivitäten umsetzen.«

ie sieht Prof. Kuon die bisherige Arbeit?

• Ich möchte bei den Kulturschaffenden in Salzburg das Gefühl aufbauen, daß das Institut für Romanistik ein kompetenter Ansprechpartner mit Ideen ist. Und ich glaube, allmählich gelingt das. Es ist für einen "faden" Wissenschaftler schon ein erhebendes Gefühl, wenn man wie z.B. beim Konzert von Guccini ein überfülltes Haus hat, und man weiß, 30% der Zuseher sind Studenten, die anderen 70% kommen von außerhalb.«

Danke für das Gespräch!