april 1999

Thomas Neuhold

Mehr Lederhose als Laptop

Als 1997 klar war, daß die Ausstellung »Vernichtungskrieg. Die Verbrechen der Wehrmacht.« nach Salzburg geholt wird, erwarteten sich viele in erster Linie eine harte Auseinandersetzung mit den Freiheitlichen. Einige FunktionärInnen der FPÖ wandten sich auch tatsächlich gegen die Ausstellung. Daß sich aber die ÖVP – allen voran Landeshauptmann Franz Schausberger - mit derartiger Vehemenz an die Spitze der Protestierer stellte, kam überraschend. Schausberger agierte im Stil eines Parteisekretärs und machte damit klar, daß er im Unterschied zu einigen seiner Vorgänger nicht einmal versuchen will, ein »Landeshauptmann für alle« zu sein. Der ranghöchste Abgeordnete, Landtagspräsident Helmut Schreiner, machte es ihm nach und zog im Landtagswahlkampf auf Einladung des Kameradschaftsbundes gegen die AusstellungsmacherInnen ins Feld. Man/frau stelle sich Ähnliches – wenn auch anders gefärbt – von Nationalratspräsident Heinz Fischer (SPÖ) vor!

Aber nicht nur am Beispiel der Ausstellung »Vernichtungskrieg« zeigt sich, daß die Salzburger ÖVP eine dramatische Veränderung erfuhr. Die liberaleren Wirtschaftsmodernisierer wurden in den Hintergrund gedrängt, stattdessen wurden von Schausberger Kirchenfunktionäre für den Wahlkampf eingespannt. Schausberger-Freund Karl Gollegger holte sich den Kameradschaftsbundchef auf seine Liste, und daß Schausberger höchstpersönlich dem ehemaligen NS-Funktionär Reinhard Spitzy den Ehrenbecher des Landes überbrachte, rundet das Bild nur ab.

Alles das wäre in dieser Schärfe und in diesem Stil unter dem von Schausberger ausgehebelten Hans Katschthaler schwer vorstellbar gewesen. Heute präsentiert sich die Salzburger Volkspartei als wildes Sammelsurium von »Lederhosen-Ideologien«: Heimattreu und regionalistisch rufen die Herren im Landesanzug die Frauen zum Kinderkriegen auf, der politische Pakt mit dem Katholizismus ist ebenso wieder denkbar wie die Anbiederung an ganz Rechts.