april 1999

Wolfgang Drechsler

Hallein – The days after

Sozialdemokraten am Ende

Was sich bereits im Vorfeld der Gemeinderatswahl angekündigt hat, ist nun Gewissheit: Die Ära der Salinenstadt Hallein als sozialdemokratische Hochburg hat ihr Ende gefunden. Für Spannung innerhalb der nächsten Wochen dürfte also gesorgt sein.

Am Anfang standen wie immer die nüchternen Zahlenreihen. Erwarteter aber in dieser Höhe überraschender Wahlsieger ist, ohne tief in der Interpretationskiste wühlen zu müssen, das »Bündnis für Hallein«. Der Zusammenschluß aus Grünen, Kommunisten und Parteilosen, angeführt vom ehemaligen SP-Vize Walter Ebner, konnte sein WählerInnenpotential optimal ausschöpfen, wobei das vielzitierte Quentchen Glück in Form von exakt null Reststimmen diesmal nicht fehlte. Mit sechs Mandaten ausgerüstet präsentierte man bereits noch am Wahlabend Selbstvertrauen, ein Umstand, der sich bestens in der durchaus amüsanten Verkündung des offiziellen GRW – Endergebnisses durch den Ex-KPÖ-Gemeinderat Ernst Gold widerspiegelte.

Unterschiedliche Stimmungslagen

Nun sollte es wie bei jeder richtigen Wahl neben den fröhlichen auch die Betroffenen geben. Diese ungeliebte Rolle wurde diesmal wenig überraschenden SozialdemokratInnen zuteil. Satte drei der zwölf Mandate wanderten direkt Richtung Bündnis, sodaß es selbst für den Spitzenkandidaten Heimo Typplt nichts zu deuteln gibt: »Wir konnten unsere Erfolge nicht verkaufen, während sich die negativen Entwicklungen – gerade im Bereich der Finanzen, voll zu Lasten der Bürgermeisterpartei auswirkten.« Die Eigenkandidatur bewirkte hinzu noch das übrige, an eine Fortsetzung des nicht wirklich jovial geführten Wahlkampfes sei aber nicht gedacht. »Beide Seiten haben sicherlich über das Ziel geschossen, eine Zusammenarbeit kann und soll in Zukunft stattfinden«.

Innerhalb der Volkspartei wiegt man sich dagegen in Zufriedenheit. Der erhoffte Gewinn eines zusätzlichen Mandats sei zwar ausgeblieben, dennoch sei man über das Ergebnis nicht unglücklich, versichert der VP-Bürgermeister Christian Stöckl gegenüber dem Kunstfehler. Gleich dem sozialdemokratischen Herausforderer könne man sich mit dem Bündnis ein partnerschaftliches Verhältnis vorstellen.

Apropos FPÖ: Trotz der zuletzt bemühten Neuauflage einer der bekannt langweiligen Inländerfreunde – Inzenierungen, hielt diesmal die Stimmungsbremse, Kamerad Stagnation, Einzug,

Verdeckte Karten

Generell eröffnen die neuen Verhältnisse ein Mehr an kommunalpolitischen Spielraum, worauf jedoch vorerst mit taktisch motivierter, nobler Zurückhaltung begegnet wird. Lediglich das mit Ausnahme der FPÖ übergreifende (neu entdeckte) Interesse am Kulturressort läßt aufhorchen. Was die konkreten Konzepte betrifft, so läßt derweil allenfalls die Schublade grüßen, will man nicht mit fragmenthaften Texten aus diversen Werbematerialien Vorlieb nehmen. Aber wie lehrte uns bereits Herr Straub: Alles ist möglich.