april 1999

Ulrike Ramsauer
titel

DER FRAUENNOTRUF

Die Idee engagierter Frauen, auch in Salzburg eine Schutzeinrichtung für Frauen zu schaffen, die Gewalt erfahren haben, wurde mit der Beratungsstelle Frauennotruf vor 15 Jahren Wirklichkeit. Das Telefonsymbol im Vereinslogo soll die bei einem Anruf gewahrte Anonymität verstärkt zum Ausdruck bringen.

Die Arbeit im Frauennotruf erfolgt zum einen nach begangener Tat, in Form der Beratung und Betreuung (sexuell) mißhandelter Frauen, zum anderen präventiv, durch Schulungen von Personen, die beruflich mit Verbrechensopfer in Kontakt treten.

Abgesehen von den telefonischen Beratungen werden jährlich zirka 320 Frauen persönlich betreut, wobei der Betreuungszeitraum je nach Fall höchst unterschiedlich sein kann. Oberstes Prinzip dabei ist die Wahrung der Anonymität. Erschütternde Zahlen liefert eine Studie von Marianne Breiter »Vergewaltigung in Österreich – ein Verbrechen ohne Folgen«, wonach das Verhältnis zwischen angezeigtem und nicht angezeigtem Verbrechen bei eins zu zehn liegt, die Beratungsstellen siedeln die Dunkelziffer noch viel höher an. Weniger als ein Prozent der Vergewaltigungen werden mit einer für den Täter empfindlichen Strafe geahndet.

24 Stunden täglich erreichbar zu sein ist wegen mangelnder Ressourcen unmöglich, aber auch nicht unbedingt erforderlich, da, von wenigen Ausnahmen abgesehen, der Anruf nicht unmittelbar nach der Tat erfolgt.

Mit der von Frauenministerin Barbara Prammer im Dezember 1998 gestarteten Aktion »Halt der Gewalt«, ein rund-um- die-Uhr-Notruf, hat die autonome Beratungsstelle nur insofern zu tun, als daß dort registrierte Fälle an den Frauennotruf zur eigentlichen Behandlung herangetragen werden. An den »Prammer-Telefonen« sitzen keine Beraterinnen, sondern Telefonistinnen, die erste Kontakte aufnehmen.

Noch in diesem Jahr soll eine Therapeutin in das Notruf-Team aufgenommen werden. Notrufdienst, Rechtsberatung und therapeutische Betreuung können so an einem Ort stattfinden.