april 1999

Didi Neidhart
gehört

PETER-THOMAS-SOUND-ORCHESTER: Warp Back To Earth 66/99

(Bungalow/Ixthuluh)

Wenn das so weitergeht, wird Peter Thomas - neben Kraftwerk, Can und Giorgio Moroder - noch zum international einflußreichsten »Pop«-Musiker aus Deutschland. Und das nicht nur wegen dem Klassiker »Raumpatrouille Orion« oder den Jerry Cotton- und Edgar Wallace-Soundtracks. Auch nicht weil ihn Pulp auf »Hardcore« gesampelt haben. Viel eher sind es seine akribisch ausgearbeiteten Orchester-Arrangements sowie sein relativ früher Einsatz (1966!) von elektronischem Instrumentarium und den damit verbundenen Soundmöglichkeiten, die ihn quer durch die verschiedenen Szenen zu einer absoluten Kultfigur gemacht haben. Nach dementsprechend ausgrichteten Samplern wie »Future Music« und dem unlängst erschienenen »Moonflowers & Mini-Skirts« geht die Doppel-CD »Warp Back To Earth 66/99« noch einen Schritt weiter. Zu hören gibt es schier unglaubliche Elektronik-Musik aus den 60ern und 70ern, die selbst Sound-Visionären wie Kraftwerk und Can zur Ehre gereicht hätten. Allein Tracktitel wie »Appartmenthaus«, »Tremolo Elektro«, »EKG«, »Kybernetiker in Eile«, »Sub Deep Frequences In Violet« lassen diese Verwandtschaft - ob real gegeben oder nicht - schon erkennen. Diese Schätze aus dem Peter Thomas-Archiv (in dem hunderte andere Tracks ihrer Veröffentlichung harren) bilden auch die Grundlagen für die »Reworks« auf der zweiten CD bei der sich Thomas-Fans wie Stereolab, St. Etienne, Momus, Coldcut, High Llamas die Studioklinke in die Hand geben. Wobei es beim Vertauschen der CDs durchaus dazu kommen kann, daß die Original-Tracks als Reworks und die Reworks als Orginal-Tracks gedeutet werden. Noch deutlicher kann der visionäre Future-Appeal der mitunter knapp 30 Jahren alten »Neo Astronautic Sounds« von Peter Thomas wohl nicht unterstrichen werden.