mai 1999

Sabine Jenichl

Salzburgs Studentenvertreter im Wahlkampf

Links-liberale Koalition hofft auf Fortbestand; Aktionsgemeinschaft ringt um ÖH-Vorsitz

Vom 18. bis 20. Mai werden in der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) die Weichen für die nächsten zwei Jahre gestellt. 10.845 Salzburger Studenten und Studentinnen sind aufgerufen, ihre Vertreter auf österreichweiter, Uni-, Fakultäts- und Studienrichtungsebene neu zu wählen. »Langzeitstudenten« wird in Salzburg diesmal der Gang zur Wahlurne verwehrt. Studierenden, die die letzten zwei Semester nicht inskribiert waren, wurde kurzerhand die Wahlberechtigung entzogen.

Das oberste ÖH-Gremium auf Landesebene- die Universitätsvertretung (früher Hauptausschuß genannt) - setzt sich in der Mozartstadt folgendermaßen zusammen: Die VP-nahe Aktions Gemeinschaft (AG) hat fünf Sitze, Grüne und Alternative StudentInnen (GRAS) drei, der Verband Sozialistischer StudentInnnen Österreichs (VSStÖ) zwei, das Liberale Studenten und Studentinnenforum (LSF) ebenfalls zwei und der Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) einen. Seit 1997 wird Salzburgs ÖH-Exekutive aus einem links-liberalen Bündnis aus VSStÖ, GRAS und LFS gebildet.

Für die ÖH-Vorsitzende Kathrin Niedermoser (VSStÖ) - erst seit Anfang März im Amt, ist sie nach Gerd Schaider und Wolfgang Rotter bereits die dritte Spitzenkandidatin der Sozialisten innerhalb von vier Monaten stellt ihr geringer Bekanntheitsgrad kein Problem dar, denn »es steht nicht mehr der Vorsitzende, sondern das vorsitzende Team im Vordergrund«.

Eine seit langem geforderte Neuerung sieht das reformierte Hochschülerschaftsgesetz vor. Erstmals in der Geschichte der ÖH-Wahlen sind ausländische Studierende aus der Europäischen Union passiv wahlberechtigt. Für GRAS, VSStÖ und LFS werden keine EU-Ausländer kandidieren. Ob die anderen Fraktionen beim Urnengang Mitte Mai von diesem Recht bereits Gebrauch machen, ist noch ungewiß.

Mit der vom Wissenschaftsministerium geplanten Einführung des anglo-amerikanischen, dreigliedrigen Studiums- Bachelor- Master-Doktor sind Salzburgs Studentenvertreter sichtlich unzufrieden und befürchten eine Verringerung der Chancen am Arbeitsmarkt. Das Bakkalaureat sieht im ersten Abschnitt bei sozial- und geisteswissenschaftlichen sechs Semester, bei naturwissenschaftlich-technischen Studienrichtungen acht Semester vor. Das Masterstudium würde ein weiteres Jahr in Anspruch nehmen. Thomas Donabauer (AG) von der Studienkommission Romanistik ist davon überzeugt, »daß man in sechs Semestern keinen Absolventen produzieren kann, der eine universitäre Qualifikation aufweist«.

Das »Ja« zum Bau einer Medizinischen Fakultät in Salzburg machen die Interessensvertreter der Studenten vom Zustand der bereits vorhandenen Fakultäten abhängig. Erst wenn diese ausreichend saniert sind, könne man über die neuen Anliegen reden.

Eine Koalition mit RFS und der rechtskonservativen Jungen Europäischen Studenteninitiative (JES) schließen VSStÖ, GRAS, LFS und AG dezidiert aus. Das links-liberale Bündnis, so der Wunsch der Koalitionspartner, soll für die nächste Periode bestehen bleiben, »sofern es sich rechnerisch ausgeht«. Die Einigkeit des Dreiergespanns soll auf der Rechtswissenschaftlichen Fakultät demonstriert werden. Erstmals gemeinsam als »Wahlplattform PGLV« (Plattform GRAS, LFS und VSStÖ) kandidierend, soll dort die absolute Mehrheit der AktionsGemeinschaft gebrochen werden. Auf oppositioneller Seite hofft die AG, ein zusätzliches sechstes Mandat zu erreichen, um so deren Chancen auf den ÖH-Vorsitz zu erhöhen. Von den an der Universitätsvertretung nicht beteiligten Fraktionen geht neben der JES der Kommunistische StudentInnenverband (KSV) erneut auf Stimmenfang, »mit dem vorrangigen Ziel, auf der Geisteswissenschaftlichen Fakultät ein Mandat zu erreichen«.

Mit Aktionen wie der seit Montag dem 12. April auf allen Fakultäten laufenden »Wanderausstellung«, weiters einer Informationskampagne via Internet oder einer eigens für die Wahl herausgegebenen Zeitschrift »Uni Aktuell« sollen die Studiosi, so Mario-René Wipplinger, stellvertretender ÖH-Vorsitzender (LFS), davon überzeugt werden, »wie wichtig es ist, wählen zu gehen«.