mai 1999

Christoph Lindenbauer

Zankapfel Jazzherbst

Die Stadt-FPÖ will die Salzburger Kultur- stätten in einen Jazz-Krieg verwickeln

Was am Nachmittag des 21. April in die Büros der Kulturstätten geflattert ist, hat Geschäftsführern und Veranstaltern erst einmal die Sprache verschlagen. In einem Stil, von dem selbst Ex-Bürgermeister Josef Dechant noch etwas lernen könnte, wirft die freiheitliche Gemeinderätin Doris Tatzl den Kulturstätten vor, gegen den Jazz-herbst von Johannes Kunz mobil zu machen. Das schnöde Motiv der Salzburger »Kulturmafia« sei nichts als Subventionsneid gegen einen Konkurrenten, dessen einziger Fehler es sei, erfolgreich zu sein. »Die Kulturstätten und ihr Dachverband vertreten eine Abräum-Philosophie bei den Subventionen. Über den Jazzherbst sollen die Kulturkonsumenten entscheiden und nicht eine intolerante Kulturnomenklatura,« so tönt es bissig aus dem freiheitlichen Gemeinderat.

Zur Erinnerung: Johannes Kunz will und bekommt für sein viertägiges Festival Subventionen in der Höhe von 2.250.000 Schilling. Innerhalb kürzester Zeit hat Landeshauptmann Franz Schausberger aus dem Festspielbudget und Tourismusstadtrat Siegfried Mitterdorfer aus dem städtischen Fremdenverkehrsbudget einen Großteil dieser Subvention zugesagt. Aus den Kulturbudget von Stadt und Land kommen je 100.000 Schilling. Und das, obwohl Kunz immer stolz ein subventionsfreies Festival versprochen hatte. Die Begründung von Kunz für die Subventionsforderung für den Jazzherbst 99: Die (laut eigener Aussage) enorm hohe Umwegrentabilität für die Salzburger Wirtschaft in der Höhe von 33 Millionen Schilling.

Ausgelöst wurde die freiheitliche Kriegserklärung an die Kulturstätten durch einen kf-Artikel in der Aprilausgabe und von einer Einladung des Dachverbandes zu einer Jazzherbstdiskussion. Bei dieser Diskussion haben sich die Vertreter der freien Kulturstätten Salzburgs aber nicht dazu hinreißen lassen, die Kriegserklärung der Freiheitlichen anzunehmen und damit in die Tatzl-Falle zu tappen. Obwohl die im Dachverband organisierten Salzburger KünstlerInnen auch in den Fremdenverkehrstopf einzahlen müssen, hält der Dachverband tags darauf in einer Presseerklärung kritisch aber nüchtern fest:

1.) Die tatsächliche Umwegrentabilität des Jazzherbstes ist nicht nachvollziehbar. Wurden wirklich alle 4100 Eintrittskarten verkauft (Gerüchten zufolge sollen rund die Hälfte aller Karten verschenkt worden sein), ergibt sich eine Subvention von 500 Schilling pro Jazzherbstbesucher. Rockhaus-Eintrittskarten werden vergleichsweise mit 150 Schilling subventioniert.

2.) Sollte sich, wie zu vermuten ist, der Jazzherbst für die Fremdenverkehrswirtschaft doch nicht wirklich rechnen, wird Kunz dann aus den Kulturbudgets subventioniert?

3.) Wird Kunz, der seinen Main- stream-Jazz ja nicht nur in einem Festival, sondern auch ganzjährig veranstalten will, die kleineren Jazzveranstalter in Salzburg verdrängen, indem er die gesamten Jazz-Subventionen aus den Kulturbudgets in Anspruch nimmt?

Den neuen Kulturchef der Stadt, Heinz Schaden, kümmert der freiheitliche Jazz-Enthusiasmus und das von Schausberger an Kunz verliehene österreichische Ehrenkreuz für Verdienste um »Wissenschaft und Kunz« wenig. Schaden will die von seinem Vorgänger gemachte Subventionszusage zwar einhalten. Ob Salzburg aber ein Festival der »Jazzgeriatrie«, so Schaden zum kf wörtlich, wirklich braucht, sei mehr als fraglich. »Das muß Kunz erst einmal beweisen.«