juni-juli 1999

Robert Stolz
zu gast

Lew Soloff und »Blue« Lou Marini

Nach einem sensationellen Konzert im Kulturgelände Nonntal standen zwei der meistbeschäftigten Hornisten der internationalen Jazz- und Bluesszene Rede und Antwort - Lew Soloff und »Blue« Lou Marini.

Der Trompeter Lew Soloff präsentiert zur Zeit seine dritte Livegruppe auf Europa-Tournee. In dieser All Star Band finden so unterschiedliche Musiker wie Gitarrist Joe Beck, Bassist Mark Egan und Schlagzeuger Danny Gottlieb zu einem gemeinsamen Nenner.

Und so begann alles: »Bandleader zu sein war eigentlich nie mein Wunsch. Ich spielte immer in losen Formationen und schließlich ergab sich eine Horn-Section, die von Al Kooper, dem Gründer von »Blood, Sweat & Tears«, für die Einspielung der ersten Platte engagiert wurde. Daß wir dabei eine Lawine losgetreten hatten, wußten wir nicht. Bereits auf dieser Platte konnten wir 5 Hits verbuchen.« Lou Marini schwärmt auch noch vom ersten Zusammentreffen bei einem Dixieland-Festival »...da saßen wir Backstage und plötzlich spielten wir diese Unisonolinien, wie wenn wir zusammen monatelang geübt hätten.« Das war also der Beginn eines Duos, das sich in den nächsten 25 Jahren immer wieder treffen sollte und ab und an in gemeinsamen Formationen ihre Horn Battles zum Besten gibt. Hatte sich Lew Soloff mehr den Big Band Arrangements von Gil Evans verschrieben, so zog es »Blue« Lou Marini mehr in die Chicago Bluesszene. Als Sessionmusiker wurde er schließlich für Fernsehaufnahmen engagiert, und diese Sendung war keine andere als »Saturday Night Live«. »Wir alberten immer rum und dann machten wir diese Soul-Parodie. (John) Belushi flippte völlig aus und Paul Shaffer, der musikalische Leiter der »Saturday Night Live Band« erkannte das musikalische Potential dieser Soul-Blues-Show. Nun, das war der Beginn der »Blues Brothers«. Wir hatten dabei viel Spaß und es brachte auch viel Geld. Mit dem ersten Blues Brothers-Film wurden wir so richtig erfolgreich und nach Johns (Belushi) Tod zerfiel die ganze Gruppe.« Arbeitslos wurde »Blue« Lou dadurch noch lange nicht. Bevor es zur großen Reunion der »Blues Brothers« kam, »jobbte« er in Bands von Eric Clapton, Dr. John oder den Rolling Stones, schrieb Film-Soundtracks (True Colors, Burning Bed) und forcierte seine Solo-Karriere.

Lew Soloff bezeichnet die »Food Group« als seine Dream Band. ...Musikalisch bewegen wir uns auf total verschiedenen Gebieten, und diese Charakteristika unter einen Hut zu bekommen ist ein herrliches Unterfangen... Der Playbacktitel im Konzert ist für Jazzliebhaber nicht immer verständlich. Wir spielen ihn trotzdem gerne, weil wir bei den Aufnahmesessions mit Hiram Bullock, Jeffry Watts und Delmar Brown soviel Spaß hatten. Es sind ja auch nur ihre Tonspuren auf der Playback-CD. Wir selbst spielen unsere Parts live und improvisieren darüber.«