juni-juli 1999

Gerald Gröchenig

Zwischen Landart und Nepomuktreffen

Das vierte »Festival der Regionen« beginnt Ende Juni in Oberösterreich

Nach 1993 (»Das Fremde«), 1995 (»Heiße Heimat«) und 1997 (»Kunst.Über.Leben«) findet das oberösterreichische Festival der Regionen heuer unter dem Titel »Randzonen« statt. Ein breites Spektrum von Formen wird dabei auch heuer wieder angeboten: Landschaftstheater, Konzerte und Performances, Kino- und Kommunikationsprojekte sowie Interventionen und Kunst im öffentlichen Raum. KünstlerInnen, Kulturinitiativen und -schaffende, WissenschaftlerInnen waren dazu aufgerufen, Projekte zu entwickeln und sich dabei mit ihrer Region auseinanderzusetzen. 189 Projekte wurden eingereicht, 25 wurden von einer Jury für die Realisierung ausgewählt. Wiederum wird dabei versucht, Volkskultur und Moderne, Tradition und Innovation zu verbinden und so eine neue Form dezentraler Kunstvermittlung zu etablieren.

Die Konzeption hat sich beim heurigen Festival geändert: Nach einem absoluten Fehlen von Events vor zwei Jahren - Festivalprojekte waren damals in den meisten Fällen als Entdeckungsreisen ohne Angabe von Ort oder Beginnzeit konzipiert - werden heuer wieder vermehrt »Veranstaltungen« angeboten. Dies kommt natürlich der Intention entgegen, die Bevölkerung in den betroffenen Regionen in die Projekte einzubeziehen und so die Gräben zwischen Kunst und Leben zu überbrücken.

In drei »Randzonen« findet das Festival nun heuer schwerpunktmäßig statt: Es sind dies das Innviertel (25.-27.6.), die Peripherie von Linz (28.6.-4.7.) sowie der Strudengau (1.-4.7.). Da gibt es z. B. »Mobile Platzsprecher« - Autos werden mit Lautsprechern und Handies kombiniert und stehen Anrufern als weit hörbare Platzsprecher zur Verfügung. Beim Projekt »Glasfieber« geht die Linzer Stadtwerkstatt mit einer Glaskegelbahn in die Peripherie ihrer Stadt. Gewinnen kann man dabei auch was: Aus einem Grundeinkommen für ein Jahr oder einer Lebensversicherung können Sieger oder Siegerin auswählen. Die heiligen Nepomuks, die an Oberösterreichs Brücken einsam herumstehen, brechen nach Linz zum großen »Nepomuktreffen« auf. Beim Projekt »KuhLisse. Kino für Kühe« versucht man herauszufinden, wie Kühe auf den Genuß von Filmen reagieren. Arbeitslose ohne Obdach und psychosozial beeinträchtigte Personen gestalten beim Festivalprojekt »Resocycling« unter Mithilfe von Künstlern Skulpturen und Installationen. Ort: Asten, wo die Stadt Linz ihren Müll endlagert. Bei »Stromlinien« gleiten während einer nächtlichen Schiffahrt gegenwärtige und vergangene Mythen aus der Geschichte des Strudengaus, geprägt von der Auseinandersetzung mit der Macht der Donau, am Besucher vorbei. Soweit nur einige der Projekte.

Die personellen Änderungen bei Festivalvorstand und -geschäftsleitung (Festivalstützen wie Franz Prieler oder ORF Intendant Hannes Leopolds-eder gehören dem Team nicht mehr an) sind spürbar. Auf die bei den letzten beiden Festivals bewährte Zusammenarbeit mit Werbeprofis der Agentur »Createam«, wovon wichtige Impulse für die Sensibilisierung neuer Publikumsschichten ausgingen, verzichtet man heuer. Während für die drei Festivalregionen eigene Verantwortliche für kulturelle Vermittlungsarbeit eingesetzt wurden, übt sich das Festivalbüro selbst in Tarnung: Weder Hausnummer noch Namensschild weisen in Ottensheim auf ein Büro hin, in dem immerhin »einer der fünf Grund-pfeiler der oberösterreichischen Kulturfestivals« (LH Pühringer 1995) organisiert wird. Es ist jedoch nach wie vor eine der Stärken dieser Einrichtung, keineswegs in Routine zu erstarren. Festival-Obmann Rainer Zendron bemerkt dazu: »Wir organisieren keine traditionelle Werkschau und sind auch nicht an der Präsentation von hehrer Kunst interessiert, sondern an aktuellen Diskussionen des Lebens in unserem Land, und dies ist schließlich auch einem beständigen Wandel ausgesetzt«.

Salzburger Kulturinteressierte können von einem derartigen Projekt bzw. seiner finanziellen Bedeckung (sieben Milionen allein vom Land) nach wie vor nur träumen - oder Ende Juni ein paar ereignisreiche Tage in Oberösterreich verbringen.

Festival der Regionen

25.6. - 3.7.1999,

Oberösterreich

Kontaktadresse/Programmbestellung:

Festival der Regionen, Marktplatz 22, A-4100 Ottensheim

Tel: 07234/85285, Fax: 07234/85285-4

http://www.fdr.at e-mail: office@fdr.at

Programme liegen

außerdem im Kulturgelände Nonntal auf.