juni-juli 1999

Grete Prilassnig

Ewig an der Wand

Mehrere Sanierungskonzepte, Zusagen und Absagen. Wie geht es mit dem Kleinen Theater weiter?

Leicht geht dem Betrachter in der Causa Kleines Theater der Überblick über die Verwirrungen der letzten Jahre abhanden: Zahlreiche Sanierungskonzepte, Schließungsdrohungen, ein eingesetzter Controller, Zusagen und Absagen des Privatsponsors, widersprüchliche Aussagen über die zwei Spielorte Schallmoos und Metropolis und zuletzt die neuerlichen Förderzusagen der öffentlichen Hand. Nur eine Frage bleibt weiter offen: Wird das Kleine Theater - mit oder ohne der Betriebsstätte Schallmoos - weiter bestehen? Antwort: Nicht ganz auszuschließen.

Das Kleine Theater ist wie unzählige andere Kulturbetriebe auch ein Opfer der Kulturpolitik Dechantscher Prägung. Das vorletzte Sanierungskonzept wurde vom Salzburger Gemeinderat 1998 mit unnötig großer Verzögerung beschlossen, der Sponsor William Hayward im Kulturausschuß öffentlich für sein privates Engagement gedemütigt. Parallel dazu wurde Geschäftsführer Tröger durch den städtischen Controller Willy Rehberg ersetzt.

Nach der Gemeinderatswahl 1999 veröffentlichte das Kleine Theater ein neues Sanierungskonzept - Stadt, Land und Bund erhöhten die Förderungen um insgesamt 25% - doch die Betriebsführung konnte sich bis dato noch nicht zu einem Weiterbetrieb durchringen. Im Gegenteil, der Obmann und Privatsponsor William Hayward läßt via Presseaussendung verkünden, der Spielort Schallmoos solle per 30. Juni geschlossen werden - der künstlerische Leiter Claus Tröger dementiert umgehend. Die Art der Öffentlichkeitsarbeit des Kleinen Theaters erinnert an die Salzburger Festspiele: auch hier ist die »Dreieinigkeit« von Mortier/Rabl Stadler/Landesmann meist geteilter Meinung über künstlerisches und kaufmännisches Konzept.

Die 25%-ige Fördererhöhung ist ein eindeutiges Zeichen der kulturpolitisch Verantwortlichen - andere Betriebsstätten werden voraussichtlich nicht in den Genuß einer derartigen Erhöhung kommen - weil sie trotz der Kulturpolitik der letzten Jahre nicht verschuldet sind. So wird sich der von der Stadt eingesetzte und bezahlte Controller bald fragen lassen müssen, warum gerade er das nicht zustande bringt, was alle Leiter und Leiterinnen von Kulturstätten in derselben Situation schaffen: ausgeglichen zu bilanzieren.