juni-juli 1999

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Viktor Klima und Konsorten, schlaft ihr denn alle?

Jeder Fleiß hat seinen Preis. Wahnsinn, welch kluge Ideologie seit Jahrhunderten verbreitet, heute leider an Wert verliert. Es müßte demnach lauten: Mensch, hast du ein Haus geerbt, so schätze dich glücklich. Denn, wer arbeitet, der kann sich sowieso nichts mehr leisten, nicht die Miete, nicht den Strom und den Kindergarten (falls er überhaupt offen hält). Luxus ward jenen fremd, die nicht zum Konzernmanager geboren und nicht in der Computerindustrie werktätig sind. Dem Volke wird die heile Welt vorgegaukelt, sei es via Werbung, bei der Vorstellung des neuesten Technologieprodukts oder den Rhetorikschwüngen großer Redner (Klima, Schüssel und Konsorten).

Doch die paar armen Hunde, denen die Armut das Leben erschwert, sind sicher keine waghalsigen Freiheitsfanatiker oder gar Vollidioten. Armut ist heute zur pluralistischen Form geworden und trifft Menschen aus den verschiedensten Kulturen, Berufs- und Altersgruppen. Die Dreiklassengesellschaft ist Schnee von gestern. Es dominieren einerseits die Hungerlohnempfänger, die bis zur Existenzangst hadern, auf der anderen Seite die in Computerjobs Begünstigten, oder Mehrfachverdiener wie Familien mit Zweit- und Dritteinkommen durch Vermietung, Verpachtung, Liegenschaftsbesitz, Konzessionierungen und dergleichen. Ein wesentlich überwiegender Teil der Bevölkerung aber lebt unter dem Existenzminimum, ißt tagelang Nudeln ohne Zutaten und zittert um jeden Tropfen Benzin, wenn das Auto berufsbedingt gebraucht wird. Arbeitslosigkeit und finanzieller Ruin, ein System ohne Wiederkehr. Freut euch alle, denen die Delogierung noch bevorsteht. Die Delogierungsanwälte reißen sich jetzt schon um die leer werdende Wohnung, um sie dann später teuer anbieten zu können. Zur Delogierung hinzugerechnet werden die Gerichtskosten, sowie das exorbitante Honorar von Rechtsanwalt und die Kosten für die Spedition und Helfer.

Alle Chancen sind verbarrikadiert, der Mensch sinkt ins Verschuldungsdesaster. Kein Ufer in Sicht – Verfolgung bis ans Lebensende? Das ist die Realität, die niemand sieht, kein Wirtschaftsexperte, kein politisches Zugpferd. Wie sollten sie auch, all die hochdotierten, cleveren Burschen und Damen, wenn sie die derzeit traurige Landesgeschichte nur von Statistikberichten, Parlamentsstühlen und via TV-Konfrontation des kritischen Fernsehredakteurs kennen?

Viktor und Konsorten, ja, seid ihr alle blind? Seht ihr denn nicht, daß die Relationen nicht mehr stimmen?

Das ist ein Auszug eines Textes von Narcista Morelli – nachzulesen im Juni-Asfalter.