dezember 1999

Sabine Jenichl

Die Feminismusschule

Erster »Feministische Universitätslehrgang« im Jahr 2000

Erstmals in Österreich wird ab Jänner 2000 »vorzugsweise Frauen« die Möglichkeit geboten, ein »Feministisches Grundstudium« zu absolvieren. Der im Bundesinstitut für Erwachsenenbildung in Strobl anlaufende Universitätslehrgang bietet ein wissenschaftlich komplexes Weiterbildungsangebot, wobei die berufsspezifische Ausbildung mit politisch-feministischen Fragestellungen kombiniert wird.

Das 1998 gestartete und von der Europäischen Union geförderte Vorläufer-Projekt »Feministisches Grundstudium und Genderforschung« wurde institutionalisiert und befindet sich derzeit als »Lehrgang nicht-universitären Charakters« in seiner Endphase. Der neuartige Modellversuch wurde vor dem Hintergrund langjähriger internationaler Erfahrungen modifiziert und entwickelt. Zur Zeit wird mit Bildungseinrichtungen in Holland, Italien und Deutschland und im Besonderen mit den Frauenstudien an der Universität Dortmund zusammengearbeitet.

Ursula Kubes-Hoffmann, wissenschaftliche Lehrgangsleiterin, sieht im modular aufgebauten Lehrgang die Chance, »Frauen dazu zu bringen, über den eigenen Tellerrand hinauszusehen« und so deren Handlungskompetenz in ihrem spezifischen Umfeld zu erweitern. Dieses Ziel kann »nicht nur mit der Vermittlung von Erfahrungen und Wissen erreicht werden. Vielmehr sind die Teilnehmerinnen bei der Verknüpfung dieser Informationen mit ihrer Arbeitsrealität zu unterstützen«. Gearbeitet wird mit sogenannten »aktivierenden Vermittlungsmethoden« wie Diskussion, Gruppenarbeit, Rollenspiel oder kreativen Trainingsmethoden.

Das Studium dauert vier Semester und wird in Form von Seminarblöcken abgehalten. Neben einem für alle Teilnehmerinnen verpflichtenden Basismodul können die restlichen Lerninhalte individuell zusammenstellt werden. Die Palette der zur Wahl stehenden Module ist sehr vielfältig und reicht von »Feministischer Rechtstheorie« über »Migrationspolitik und Interkulturalität« bis hin zu »Informationstechnologien und Öffentlichkeitsarbeit«. Breit gefächert ist aber auch das Spektrum des Teilnehmerinnenfeldes. Angesprochen ist die Funktionärin einer Interessensvertretung genauso wie eine Studentin an einer österreichischen Universität oder einer Maturantin, die ein Studium anstrebt.

Jede der Teilnehmerinnen kann nach erfolgreichem Abschluss neben einem Zertifikat mit dem Vermerk »Lehrgang universitären Charakters« den zusätzlichen Titel »Akademische Referentin für feministische Bildung und Politik« erwerben. Dies setzt eine höhere Anzahl von Stunden voraus. Anstelle der 348 Unterrichtseinheiten ist der Besuch von mindestens 450 nachzuweisen. Unabhängig davon, für welche der beiden Gangarten »frau« sich entscheidet, ist das Verfassen einer Projektarbeit Bedingung, die nach Kubes-Hoffmann »durchaus mit einer Diplomarbeit vergleichbar ist«. Dabei soll der Inhalt der Projektarbeit wiederum im Zusammenhang mit dem jeweiligen Arbeitsumfeld stehen, »denn das im Lehrgang vermittelte Know-how soll ins Berufsleben einfließen«.

Die für den Lehrgang veranschlagte Gebühr von knapp 35.000 Schilling (2.560 Euro) ist für alle Teilnehmerinnen gleich, egal, wie viele Module in Anspruch genommen werden. Die Rückerstattung eines Teils der Seminarkosten kann beim Wiener Arbeitnehmerinnenfonds, bei der Stadt Graz und bei den Ländern Salzburg und Kärnten beantragt werden.

Zurzeit ist mit insgesamt 27 angemeldeten Teilnehmerinnen der Lehrgang »Feministisches Grundstudium« noch nicht gänzlich ausgebucht. Für etwaige Interessentinnen sind noch Plätze frei.