dezember 1999

Thomas Randisek

Local Heroes

Der »kunstfehler« in den Tiefen des Salzburger Kulturausschusses

Wer von den Anwesenden zuletzt »hier« schreit, bekommt die Kulturagenden - so ein Witz unter Kulturschaffenden zum Bestellungsmodus von Kultursprechern. Ist Salzburg diesbezüglich anders?

Den Vorsitz im Kulturausschuss - genauer »Kultur-, Sport- und Schul- ausschuss« hat Alfred Winter, kulturliberales Aushängeschild der Volkspartei. Denn, Ressortchef ist der rote Heinz, ergo dessen der Ausschussvorsitzende ein Schwarzer. Anders als beim Bund hat der Kulturausschuss der Stadt wirklich Kompetenzen - so zum Beispiel die »Wahrung der heimatlichen und bodenständigen Art (z.B. Denkmalpflege)« oder aber auch »Angelegenheiten des Tiergartens Hellbrunn«. Am streitbarsten ist zweifelsohne die Bewilligung von Subventionen bis zu öS 500.000.- Dies zu bewerkstelligen sind vier Rote, drei Schwarze, zwei Blaue, und eine Grüne angetreten.

Bei den Sportagenden sind Diskussionen, die länger als fünf Minuten dauern eher die Ausnahme, dann herrscht Einigkeit. Deftig geht es erst bei den Kulturagenden zur Sache. Die zu vergebenden Gelder sind aber relativ gering, knapp 30% des Kulturbudgets, denn die dicken Brocken sind gesetzliche oder vertragliche Verpflichtungen. Da hat der Kulturausschuss wenig mitzureden.

Zu entscheiden hat der Kulturausschuss über die »freien« Förderungen, Einzelkünstlerinnen und Kulturstätten etwa. Diese Ansuchen werden dann von Amts wegen vorbereitet, in Form eines Amtsberichtes.

Freiheitliche Kulturpolitik etwa läuft dann wie folgt ab: am Dienstag wird der Amtsbericht samt Sermon der Klubvorsitzenden einem bekannten Boulevardredakteur zugespielt, am Donnerstag kann man dann die freiheitliche Ablehnung frühmorgens schon im Kleinformat nachlesen. »Search & destroy« - anders kann freiheitliche Kulturpolitik heutzutage nicht funktionieren. Damit ist der Claim abgesteckt, und um die Auszahlung einer Förderung noch um zwei Wochen zu verzögern, sagen die FPler gerne: »Wir gehen auf Klub«.

Hinzu kommen nur noch gelegentliche Schwierigkeiten im »Betragen«. So liest einer der Anständigen und Tüchtigen schon gerne mal die Zeitung während der Arbeitszeit - zwei Meter weiter präsentiert sich ja nur die Salzburger Tanzszene.

Eins weiter sitzt der Männerpulk der ÖVP - die Abteilung der Zerrissenen. Neben Alfred Winter zwei gestandene Unternehmer, die argumentativ immer zwischen dem eher liberalen Chef und den Kollegen von Rechtsaußen schwanken. Einmal ist das Vorbild die völlige Kommerzialisierung der Kultur ohne Förderung, dann doch wieder nicht, dann haben die Herren wieder vergessen, dass im Parteien-übereinkommen zwischen Rot-Schwarz die »mittelfristige Förderung« per Unterschrift besiegelt wurde. Ein halbes Jahr ist halt eine lange Zeit. Selbst bei wohlwollendem Betrachten: ein einheitliches Konzept ist nicht zu erkennen, lieber macht GR Gmachl mal den starken Mann mit schnittigen Sprüchen aus der Brauer-Branche.

Dynamik sollte auf der Gegenseite des Tisches herrschen, die SPÖ Mandatare wirken höchstens bemüht. Qualitative Unterschiede und ein inhaltliches Naheverhältnis zur freien Kultur sind aber doch vorhanden. Aber den Freiheitlichen oder unbedarften Duz-Kollegen der ÖVP Contra zu geben - da ist es durchaus auch mal nützlich, ein einschlägiges theoretisches Werk gelesen zu haben, anstatt sich auf Argumente »aus dem Bauch« zu verlassen. Bleibt im Pulk der Guten noch die Grüne Silvia Kronberger - auch neu in dieser Klasse. Und was kann sie schon ausrichten gegen soviel Dilettantismus, der keine weltanschaulichen Grenzen kennt? Schade aber auch, dass der einzige LIF- Abgeordnete im Umkreis von mehreren hundert Kilometern in diesem Gremium kein Stimmrecht besitzt. So bleibt ihm auch nur das Kopfschütteln.