dezember 1999

Didi Neidhart
titel

Kulturrisse

Kraftfutter für die Birne

»The mind is a terrible thing to waste«, heißt es im politischen Conscious-Rap. Nur bedarf es dazu auch geeigneter Materialien, die besagtem Bewusstsein ein forsches »Move it« entgegen- und reinschleudern. Als berühmte Stecknadel im österreichischen Heuhaufen erweisen sich dabei immer mehr die von der IG Kultur herausgegebenen »Kulturrisse«. Die mit dezitiert »diskursivem Anspruch«, wie »Kulturrisse«-Redakteur und IG Kultur Vorstand Gerald Raunig in der Debut-Nummer im Oktober 1996 betont, auftretende Zeitschrift, die auch den Serviceteil »KulturAtome« und Buchrezensionen beinhaltet stellt wahrscheinlich eine der wichtigsten »politischen« Plattformen Österreichs dar.

Besonders der »Diskursteil« hat es mehrfach in sich. Die Artikel sind prägnant, laufen aktuellen Entwicklungen nicht hinterher (etwa jenen innerhalb der »Cultural Studies“), kennen den Begriff »Sudern« nicht, zielen auf streitbare Art und Weise auch auf interne Hirnschmalz/Positions-Bewegungen und zeichnen sich vor allem durch relativ unakademischer Schreibstile aus.

Zudem beweisen die »Kulturrisse«, dass das - nicht nur für österreichische Verhältnisse - hochgesteckte Ziel, »eine Lücke zwischen kultureller Theorie und Praxis, zwischen Aktion und Reflexion« zu schließen zumindest temporär nicht unerreichbar ist.

Wichtige Publikationen wie »Klimawechsel. Für eine neue Politik kultureller Differenz« (1998) hätten ohne die diskursiven und praktischen Vorarbeiten, die in und durch die »Kulturrisse« geleistet wurden sicher anders ausgeschaut (ganz abgesehen davon, ob es solche »Streitschriften« dann überhaupt gegeben hätte).

Soll heißen, wer sich in Österreich ernsthaft über Medientheorien, Interkulturalität, Neue Armut, Feminismus, Europa-Politik, Rassismus, Gegenöffentlichkeiten, »politische Kulturarbeit« jenseits reformistischer Mainstreamforderungen informieren will, kommt eigentlich an den »Kulturrissen« nicht vorbei.

Let's Think!

Kulturrisse Zeitschrift für Service und Diskurs der

autonomen Kulturarbeit

Einzelpreis: öS 60.-, Jahresabo (5 Hefte): öS 250.-

Bestellungen: IG Kultur Österreich, A-1040 Wien,

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