dezember 1999

Doc Holliday
schön und gut

Schön(e Leich) & Gut (schmausen)

Berufe mit Zukunft,Teil zwei: Totengräber

Wer andern eine Grube gräbt..., der muss doch auch einmal in eine einfahren. Diese Variation des bekannten Sinnspruchs beschreibt das Lebensschicksal von Hacklern, deren Kalorienverbrauch erheblich über dem Durchschnitt liegt: den Totengräbern. Jene Herren, die im Fall des Ablebens letzte Hilfe leisten und Hand anlegen, um die fachgerechte Entsorgung der Leiche zu gewährleisten. Vernimmt der Totengräber das Läuten der Sterbeglocken, weiß er, es ist wieder einmal so weit: Dienstbeginn. Unverzüglich werden die Werkzeuge, zumeist noch Krampen und Schaufel, aus dem Verschlag geholt. Dann noch einmal kräftig in die Hände gespuckt und das Graben kann beginnen. Gerade in unseren (vor)alpinen Regionen ist das kein Honiglecken. Wenn der Untergrund beinhart ist, müssen die Steinbrocken einzeln mit der Hand an die Oberfläche bugsiert werden - und das bei jedem (Un)Wetter. Da ist eine umfassende Stärkung im lokalen Wirtshaus mittels Speis und Trank vor und nach dem Barabern unerlässlich. An einem solchen Orte, genaugenommen dem Höllwirt, in der Nähe des Koppenpasses im hintersten Salzkammergut, waren anno 1987 die beiden Totengräber aus Obertraun eingekehrt. Im Zuge der hitzigen Diskussionen über Gott und die Welt bemängelte man bald das fehlende Vereinsleben im Totengräberwesen: keine Weihnachtsfeiern oder Jahreshauptversammlungen. Statt dessen immer nur die ewige Ruh und Einsamkeit am Friedhof, die doch sehr aufs Gemüt drücken kann. Und die Gewissheit den Verstorbenen in jedem Fall näher zu stehen als jeder andere - egal, ob man ihn gut kannte oder nicht. Der Totengräber befindet sich beim Zuschütten des Grabes nämlich die meiste Zeit auf dem Sarg. Währenddessen erfreuen sich die Trauergäste schon längst am Leichenschmaus. Den verlorenen Spaß können die Totengräber jetzt bei ihren jährlich im Spätherbst stattfindenden Treffen nachholen. Einer Mordsgaudi mit zünftigem musikalischen Rahmenprogramm, Diavorträgen über die schöne Heimat, der Ehrung des weitest angereisten Branchenkollegen und einer Tombola, deren Trostpreis nicht ungern Krampen und Schaufel sind. Die Fachgespräche werden vom Genuss etlicher Halbe Bier und dazupassender Schnäpse begleitet. Auf das (Hoch)Leben, weil es so schön ist. Und wenn das Ende naht, schnell noch einige auf den Tod. Davon leben sie schließlich.