november 1999

an uns

LeserInnenbriefe

OFFENER BRIEF vom 12.10. 1999 an Landesrat Dr. Othmar Raus und Bürgermeister Dr. Heinz Schaden

Sehr geehrter Herr Landesrat, sehr geehrter Herr Bürgermeister!

Mit Besorgnis über eine geplante »Kulturveranstaltung« wende ich mich mittels diesen offenen Briefes an Sie, da Sie für das Kulturressort in Stadt und Land Salzburg verantwortlich sind.

Der »gold extra Kulturverein« und die ARGE Kulturgelände Nonntal planen nämlich am 23.Oktober unter dem Titel »Bärengaudi« eine Veranstaltung, die laut eigener Definition eine »aggressive Stellungnahme« gegen die Politik der Freiheitlichen und Jörg Haiders sein soll. Die Veranstaltung soll, so die Eigendefinition weiters, ein »aggressiver Aktionstag« sein.

Ich habe sicher keine Einwände gegen irgendwelche künstlerische Aktivitäten. In diesem Fall handelt es sich aber wohl um eine Provokation, bei der mehr als ein Viertel der Bevölkerung verhöhnt und beleidigt werden soll. Die Destabilisierung der Gesellschaft ist offenbar der Gedanke, der dabei dahinter steckt.

Mir geht es keineswegs darum irgendwelchen (in diesem Fall wohl eher selbsternannten) Künstlern vorschreiben zu wollen, was sie zu tun hätten. Aber: Ich habe keinerlei Verständnis wenn das von Stadt und Land hochsubventionierte Kulturgelände Nonntal, bei dem ohnehin gerade in jüngster Vergangenheit wieder Ungereimtheiten aufgetaucht sind, unter dem Deckmantel der Kunst offen aggressiv gegen eine politische Partei und deren Wähler vorgeht.

Ich ersuche Sie deshalb, klar und unmissverständlich gegen eine Subvention dieser Veranstaltung Stellung zu beziehen und dafür Sorge zu tragen, dass kein einziger Steuerschilling für dieses Spektakel verwendet wird. Weiters ersuche ich Sie im Sinne der Kultur dieses Landes dafür zu sorgen, dass diese Veranstaltung innerhalb des gesetzlichen Rahmens abläuft und niemand diffamiert oder beleidigt wird.

Mit besten Grüßen

BR Mag. Eduard Mainoni e.h.

Brief von Landesrat Othmar Raus am 29. 10. 99 ans Kulturgelände

Ich habe Post bekommen. In dem blauen Brief habe ich gelesen, ich soll mich von einer »Bärengaudi« distanzieren. Ich denke nicht daran.

Was heute hier stattfindet, ist sehr wichtig. Es muss das Zeichen geben, dass diejenigen, die ein intolerantes und autoritäres Österreich nicht wollen, durch die letzten Wahlen keineswegs von der Bildfläche verschwunden sind.

Es gibt sie weiterhin, die Menschen, die Reform anders als im Bärental buchstabieren. Es gibt sie weiterhin, die Menschen, die die Frage nach sozialer Gerechtigkeit nicht mit »Ausländer raus« beantworten.

Zwei Brückenschläge liegen mir besonders am Herzen.

Zum einen gilt es, dass kulturelle und politische Reformkräfte wieder stärker aufeinander zugehen.

Zum anderen gilt es besonders bei der Jugend den kulturellen Brückenschlag zwischen vermeintlichen Modernisierungsgewinnern und -verlierern zu schaffen. Nirgends sonst klaffen die Einstellungen zwischen den Gruppen so weit auseinander wie zwischen Maturanten und Berufsschülern. Es gilt besonders, wieder Zugang zur Alltagskultur junger Menschen zu bekommen, die für ihr Leben weniger Möglichkeiten sehen. Wer hier arrogant die Nase rümpft, ist nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems.

Ich denke nicht daran, mich von Eurer Feier zu distanzieren. Ich wünsche ein friedliches Fest und viel Spaß. Und dass es uns allen gelingt, die zwei Brücken zu bauen, von denen ich sprach.

Othmar Raus

Der Witz der FPÖ

Der Herr FPÖ-Abgeordnete Mag. Eduard Mainoni befürchtet in einem offenen Brief an Landesrat Dr. Othmar Raus und Bürgermeis-ter Dr. Heinz Schaden, daß die gelungene und demokratiepolitisch wichtige Veranstaltung »Bärengaudi« in der ARGE Kulturgelände Nonntal am 23. Oktober 1999 die »Destabilisierung der Gesellschaft« vorantreiben könnte. Für diesen gelungenen Witz sollte man dem Politiker, der mir als Leiter des Salzburger Literaturhauses vor Jahren in einem - ersten und letzten - persönlichen Gespräch (vor einem Ohrenzeugen) folgenden »freundlichen« Rat gegeben hat: »Solange Sie nichts gegen uns tun, tun wir nichts gegen Sie!«, gratulieren. Die FPÖ hat Witz!

Eine Sammlung und Publikation der besten »FPÖ-Witze« (mit freundlicher Unterstützung der Bärental-Stiftung) könnte endlich ein kritisches Publikum zum Schenkelklopfen verführen. Damit wäre auch dem Kulturverständnis der FPÖ - haubdsoch vü leid hobm a gaudi - gedient.

Tomas Friedmann

Literaturhaus Salzburg