november 1999

Didi Neidhart

offscreen

Wo geht's hier zum Film?

Das 1997 aus dem Verein »Laterna Magica« hervorgegange Filmforum offscreen gehört zu jenen kleinen aber feinen Kulturinstitutionen, die es gezielt verstehen immer wieder markante Schwerpunkte in der kulturellen Landschaft zu setzen (etwa mit der Doku »Bullen, Punx und Chaostage« zu den sogenannten »Salzburger Chaostagen«).

Dabei versteht sich offscreen eher als Kooperationspartner, der bei Fragen der Projektentwicklung, Finanzierung, Produktion und Verwertung hilfreich zur Seite steht, denn als Produzent im herkömmlichen Sinn. Auch eine frei zugängliche Bibliothek mit Fachzeitschriften und -büchern sowie Adress-datenbanken ist vorhanden.

Dazu offscreen-Chef Hannes Klein: »Im Unterschied zum Studio West und der Aktion Film besitzen wir kein fixes Studio. Auch machen wir keine Projekte mit SchülerInnen oder Nachwuchsarbeit. Das wird von den beiden Institutionen sowieso gut abgedeckt. off-screen versteht sich eher als niedrig- schwellige Anlaufstelle für Leute, die schon Erfahrungen im Film/Video-Bereich gesammelt haben und sich verbessern wollen. Da positionieren wir uns ganz klar abseits von eher schwer zugänglicher Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten wie z. B. einer Filmakademie.«

Daher sei auch die Idee der praxisorientierten Workshops geboren worden, die es erstmals im Herbst 1998 in Kulturgelände Nonntal und im Salzburger Filmkulturzentrum DAS KINO gab.

So konnten zum Thema »Filmgestaltung« 1998 Diagonalepreisträger Florian Flicker (Regie, »Halbe Welt«, »Suzie Wong«), der Kameramann Wolfgang Lehner (»Goldener Kader 1999«) und die Cutterin Karina Ressler (beide arbeiteten u. a. an Filmen wie »Running Wild«, »James Ellroy«, »Kameni Grad - Stadt aus Stein«, »Reise in die Nacht« und »Slidin' - Alles bunt und wunderbar« und erhielten 1997 den »Würdigungspreis für Filmkunst 1997«) gewonnen werden, was sich auch in einer TeilnehmerInnenzahl von über 90 Personen niederschlug.

»Bei den Workshops«, so Klein, »sind zugkräftige Namen natürlich wichtig. Aber es geht vor allem um den Austausch von Know-How und die Knüpfung von Kontakten während intensiver Arbeitsprozesse in angespannter aber angenehmer Atmosphäre.«

Auch für den Herbst/Winter 1999-Workshop zum Thema »Dokumentarfilm« haben neben Lehner und Ressler mit Reinhard Jud (»Kameni Grad«, »James Ellroy«) und Egon Humer (»Running Wild«, »Emmigration N.Y.«) Spitzenkräfte der österreichischen Film-Szene ihr Kommen angekündigt.

Klein: »Dabei wird es um alle Aspekte der Arbeit mit nichtfiktionalem Material gehen. Drehbuch, Regie, Kamera, Schnitt, Ton gehören dabei ebenso dazu wie Beispiele aus österreichischen und internationalen Dokumentarfilmen. Wenn wir in diesem Zusammenahng von anderen Zugängen reden, geht es nicht um krampfhaftes Experimentieren. Salzburg ist auch kein wirklich guter Boden für experimentelles Avantgardekino. Zudem muss nicht immer alles neu erfunden werden. Gerade im Dokumentarfilmbereich geht es uns darum, Inhalte und Themen zu wählen, die jenseits der Vorstellungskraft von irgendwelchen ORF-Leuten sind. Das meint nicht nur die formale Bearbeitung von Themen, sondern auch die Art und Weise, wie mit Leuten, von denen man was will umgegangen wird, ohne sie dabei auszunützen.«

Für den Winter ist jedenfalls auch eine Zwischenpräsentation des »Kettenfilms« »Cookies from Outer Space« geplant, bei dem aus dem Blickwinkel fremder, außerirdischer Lebensformen Bruchstücke gesellschaftspolitischer Prozesse beschrieben werden. Klien: »Die Idee besteht darin, dass die Filme nacheinander produziert werden und das jeweils letzte Bild des vorangegangenen Films als Ausgangspunkt des folgenden dient. Bisher haben wir sechs Episoden fertig, die sich zwischen absolutem High-Tech und Super-8-Einzelbildanimation bewegen.« So keep watching the screens.

offscreen - Offenes Film Forum Salzburg, Verein für unabhängige Film- und Videoproduktionen und Medienkulturarbeit

Josef-Mayburger Kai 44, A-5020 Salzburg, Tel./Fax: 0662/874616, e-mail: offscreen@salzburg.co.at